Dissertation von Dr. med. Eva Heller, Leipzig
Ultrastrukturell-morphometrische Untersuchungen an Kapillaren und Interstitium
im Myokard gesunder und cardiomyopathischer syrischer Goldhamster verschiedener Alterstufen

4. Befunde

4.1. Qualitative Befunde

4.1.1. Lichtoptische Befunde

In den ersten Lebenstagen ähneln sowohl die Muskelzellen als auch der interzelluläre Raum der cardiomyopathischen Hamster denen der Kontrollgruppe.

Die Cardiomyozyten sind regelmäßig angeordnet, das interstitielle Gewebe weist einen gleichmäßigen Kapillarisierungsgrad auf. Faserbestandteile sind nicht zu erkennen. Ab dem 21. Lebenstag sind bei den erkrankten Tieren Abweichungen im zellulären und subzellulären Bereich erkennbar. Es treten erste fokale Myolysebereiche ohne zelluläre Infiltrationen auf. Im weiteren Verlauf wird die unterschiedliche Entwicklung zwischen beiden Gruppen auffällig. Während bei den gesunden Tieren am 130. Tag die Myofibrillen parallel angeordnet sind und sich in Form und Größe gleichen, treten bei den erkrankten Tieren bis zum 270. Tag zunehmend degenerative Schädigungen mit Nekrosen innerhalb der insgesamt hypertrophierten Muskelzellen auf.

Im interzellulären Bereich fallen bei den cardiomyopathischen Hamstern in diesem Zeitraum Infiltrate von Monozyten und Makrophagen auf, welche der Phagozytose der Zelltrümmer dienen. Parallel dazu hat der Faseranteil im gesamten interstitiellen Bereich zugenommen. Eine ausgeprägte perivaskuläre Fibrose ist nicht zu beobachten. Fibrozyten sind in jedem Lebensalter etwa in gleicher Menge vorhanden.

Im hohen Lebensalter zeigen sich auch in der Kontrollgruppe vereinzelt pathologisch veränderte Areale der Myozyten in Form von Nekroseherden.

Bei den cardiomyopathischen Hamstern erscheinen die einzelnen Muskelzellen hypertrophiert. Innerhalb der Myozyten fallen auch hier Nekrosen auf. Die Abstände zwischen den Bündeln sind größer und die Zwischenräume vermehrt mit Fasern angefüllt.

Der Zellabbau scheint zum Stillstand gekommen zu sein, nur noch sehr vereinzelt sind Makrophagen zu erkennen.

Wesentliche qualitative Unterschiede im Bereich der Kapillaren sind lichtoptisch über den gesamten Entwicklungsprozeß sowohl bei den cardiomyopathischen wie bei den Kontrollhamstern - weder zwischen den Gruppen, noch im Altersgang - zu erkennen.

4.1.2. Elektronenoptische Befunde

Neben dem geordneten und regelmäßigen Bild der Myozyten finden sich am 7. Tag sowohl in der Gruppe der cardiomyopathischen Hamster wie der Kontrolltiere im interzellulären Bereich keine Unterschiede.

Auffällig sind in beiden Gruppen die zu diesem Zeitpunkt vorhandenen Fibrozyten, welche als spindelförmige Zellen mit langen Fortsätzen imponieren. Als Zeichen ihrer Aktivität sind viel rauhes endoplasmatisches Retikulum und reichlich Mitochondrien erkennbar (Abb. 1). Fasern sind nur vereinzelt zu erkennen. Die noch wenig zahlreichen Kapillaren haben, besonders bei den gesunden Tieren, ein weites Lumen und in beiden Gruppen ein dünnes Kapillarendothel. Die Basalmembranschicht ist bei den Kontrolltieren besonders schmal. Das Endothel enthält bereits zahlreiche Vesikel, die entweder als Caveolae (Plasmalemmeinstülpungen), isoliert im Zytoplasma liegend oder als Aggregate aus mehreren verschmelzenen Vesikeln vorkamen und vereinzelt auch transendotheliale Kanäle bilden können (Abb. 2)

Ab dem 21. Tag werden Unterschiede zwischen erkrankten und Kontrolltieren deutlich. In der Gruppe der cardiomyopathischen Hamster scheinen mehr Fibrozyten vorhanden zu sein. Diese sind im Vergleich zu denen der Kontrollgruppe kleiner, treten aber in größerer Menge auf und sind nicht selten von Bindegewebsfibrillen umgeben (Abb. 3). Menge und Kaliber der Fibrillen haben in beiden Gruppen gleichermaßen zugenommen.

Die Kapillarzahl ist bei den erkrankten Tieren angestiegen. Diese Gefäße sind in ihrem Durchmesser kleiner als im Vorstadium. Die Endotheldicke hat in beiden Gruppen abgenommen, ebenso die Anzahl der Vesikel im Endothel. Vesikelaggregate sind seltener zu finden als zu Lebensbeginn (Abb. 4).

Im mittleren Lebensalter herrscht bei der Kontrollgruppe ein geordnetes Bild vor. Das Interstitium enthält wenige, relativ kleine, Fibrozyten und wenige interstitielle Fasern von meist kleinem Kaliber. Die Kapillaren dieser Entwicklungsstufe haben ein weites Lumen mit einem dünnen Endothel und einer schmalen Basalmembran.

Bei den erkrankten Tieren fallen im Bereich des Endothels der weitlumigen Kapillaren besonders zahlreiche Vesikel mit häufigen Verschmelzungsfiguren auf. Das Endothel selbst ist dünnwandig, die Basalmembran erscheint jedoch dicker als in den Vorstadien und bei den Kontrolltieren. Die insgesamt häufigen Fibrozyten besitzen meist eine gut entwickeltes rauhes endoplasmatisches Retikulum und zahlreiche Mitochondrien (Abb. 5). Es finden sich Herzmuskelzellschädigungen in Form von Texturstörungen, irregulären Anordnungen von Myofibrillen und isolierten Myolysen. Erwartungsgemäß treten vereinzelt Monozyten und Makrophagen auf, die für den Zellabbau sorgen und denen ebenfalls eine gefäßinduzierende Funktion zugeschrieben wird.

Im Kapillarendothel finden sich große Einheiten fusionierender Vesikel. Mitochondrien in diesem Bereich weisen ähnlich wie die der Myozyten in diesem Alter Schädigungen der Cristae auf (Abb. 6).

Gegen Lebensende fällt bei den Kapillaren der cardiomyopathischen Hamster ein verhältnismäßig breites Endothel mit lumenseitig gelegenen Einstülpungen aufgrund der Vesikelverschmelzungen (Abb. 7) und eine breite Basalmembran auf. Im Interstitium ist im Vergleich zur Kontrollgruppe eine Zunahme von Bindegewebsfibrillen und.-fasern, gelegentlich auch im perivaskulären Raum, offensichtlich (Abb. 8).

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